So, damit der Mist endlich mal abgeschlossen ist ;P Gegen Ende wurde es zu viel Text, da hab ich mir weiter keine Gedanken mehr gemacht...und was soll man auch über die letzte Quest schreiben...^^ Zumindest muss Sari mal ihren "Frieden" finden, und daher mal das Ende hiervon:
Feanna stürmte auf das Haus auf Carroll Island zu, im Begriff, anschließend die Tür aufzureißen und ihrer Halbschwester Saria um den Hals zu fallen. Sie ergriff die Klinke und war überrascht, dass die Tür nicht nachgab. Im vollen Lauf prallte sie gegen selbige. Die Tränen schossen ihr in die Augen und sie hielt sich die Nase. „Verdammt!“ fluchte sie. „Saria, wo bist du?“ Niemand antwortete. Zögernd schaute sich Feanna um. Ihre Schwester musste hier sein. Sie war doch immer in der Nähe, wenn man sie brauchte. Feanna ging um das Haus herum, doch auch dort fand sie Saria nicht. Üblicherweise konnte man sie am Strand finden, wo sie einfach dort saß und den Sonnenaufgang beobachtete. Doch dieser war schon längst vorbei. Feanna wurde unruhig. Die Grillen zirpten im Gras, das noch feucht war. Wo steckte Saria bloß? Es war das erste mal, dass Feanna sich ernsthaft Sorgen um ihre Schwester machte. Alles, was sie ihr hatte sagen wollen, verblasste für einen kurzen Moment. Diesen nutzte sie aus, um sich auf ihr neues Reittier zu schwingen und die Insel abzusuchen. Doch sie konnte ihre Schwester nirgends finden. Ein Schwarm von Insekten schien sich in ihrem Magen auszubreiten. Zuerst ihr Vater und dann Saria? Nein, denk nicht an so was, dachte sie. Dennoch musste sie absteigen und sich hinsetzen, um einen klaren Gedanken zu fassen. Was nun? Saria würde keine Nachricht von ihr bekommen können, denn niemand wusste, wo sie sich gerade aufhielt. Nicht einmal Fennah und Shyari, ihre mittlerweile engsten Freundinnen. Was sollte Feanna tun? Sie beschloss, in Neruthos` Hütte zu gehen, welche für alle Vertrauten offen war, und dort ein wenig auszuruhen. Einen Schlüssel zu ihrem eigenen Haus hatte sie zur Zeit nicht; zu lange war sie nicht hier gewesen. Saria hatte die Schlüssel schon längst an Fennah, Shyari und Quiona, einer angehenden Diplomatin, verteilt. Diese konnte die Truhen im Haus besser nutzen, als Feanna.
Neruthos` Haus lag still und abgelegen auf einem Hügel nordwestlich von ihrem eigenen. Feanna fragte sich, ob er seine Miete rechtzeitig bezahlt hatte und kramte bereits in ihrem Goldbeutel. Doch als sie bei seinem Haus ankam, schien es gepflegt; jemand hatte das Moos von den Wänden abgekratzt. Das muss Saria gewesen sein, dachte sie. Aus unerfindlichen Gründen konnte sie plötzlich nichts sehen. Erst, als sie die Nässe auf ihrem Gesicht spürte, wurde ihr bewusst, dass sie weinte. Sie blieb überrascht stehen. „Was ist los mit dir?“ fragte sie sich selbst laut. „Es lief doch alles gut. Was ist also los mit dir?“ Plötzlich fühlte sie sich verlassen, beinahe ängstlich. Jederzeit konnte ein Ungeheuer aus der See hinter ihr gekrochen kommen…sie beeilte sich, zur Tür zu kommen. Es kostete sie Mühe, diese aufzustoßen – die Scharniere waren bereits verrostet. „Komm schon“, beschwor sie sich selbst, „noch ein kleines Stück.“ Die Tatsache, dass sie selbst nichts dazu beigetragen hatte, das Haus zu bauen, verdrängte sie. Schließlich war sie im Haus. Sie blickte sich um und sah nichts als Ordnung und Gemütlichkeit. Neugierig schaute sie in die Truhen. Saria hatte hier nichts abgelegt, obwohl sie wusste, dass ihr Gildengefährte hier wohnte und ihr erlaubt hatte, dies zu tun. Vielleicht lag es auch daran, dass Telon gegen den mächtigen Zauberer, der einst die gesamte Welt gespalten hatte, verlor. Jeder hatte sich daran gewöhnt, ab diesem Zeitpunkt in anderen Dimensionen zu leben. Jeder behalf sich seither mit Nachrichten, die er in die andere Dimension schickte, um dennoch Kontakt aufbauen zu können. Doch nun wollte der Zauberer die Welt wieder zusammen führen, was bedeutete, dass die Häuser nicht mehr in verschiedenen Dimensionen gebaut werden konnten, sondern nur auf dem Fleck, auf dem man gerade stand. Hör auf, daran zu denken, dachte Feanna und finde lieber deine Schwester. Sie starrte eine Statue an, die vor dem Kamin saß. Die Umrisse schienen ihr vertraut. „Oh“, murmelte sie plötzlich, „was machst du denn hier?“ Saria drehte sich um. „Dasselbe könnte ich dich fragen“, erwiderte sie. „Du warst lang nicht mehr hier.“ Sie senkte den Kopf. Feanna übermannte abermals das Gefühl, blind zu werden, doch diesmal wusste sie, woran es lag. „Es tut mir leid“, begann sie, „ich…“ „Es tut dir leid?“ sagte Saria mit einer Stimme, die so schneidend war, dass Feanna verstummte. „Was tut dir denn leid?“ Feanna konnte darauf nichts erwidern. „Etwa, dass du in Hilsbury Manor warst, nachdem unser Vater gestorben ist“, fuhr Saria fort, „oder vielleicht, dass du dich danach überhaupt nicht bei mir gemeldet hast?“ Feanna ging zur Tür. „Ja, geh nur“, sagte Saria unbarmherzig, „für dich ist alles so einfach.“ Sie brach in Tränen aus. Feanna starrte sie an. „Ich hatte zu tun“, sagte sie schließlich. Saria winkte ab, als würde sie ihre Bemerkung nicht zur Kenntnis nehmen. „Geh nur“, wiederholte sie. Feanna gab auf. „Ich will nicht gehen“, sagte sie. „Eigentlich habe ich nach dir gesucht…“ „Ach ja“, unterbrach Saria sie, „und was hast du diesmal erreicht? Ich höre gespannt zu.“ Trotz dieser Worte blieb ihr Gesicht völlig ausdruckslos. „Naja“, begann Feanna, die sich nicht mehr zu helfen wusste, „ich bin erfahrener geworden und…ach…wieso bist du so verbittert? Ich habe ein neues Reittier. Du könntest es auch haben, wenn…“ Sarias Blick ließ sie abermals verstummen. „Ich hatte zu tun“, sagte Saria ausdruckslos. Feanna wandte sich ab. „Ich kann nichts dafür, dass Vater gestorben ist“, sagte sie schließlich. Saria sagte nichts und lief zur Tür. „Warte doch…“ begann Feanna, doch Saria war bereits draussen. Feanna holte sie ein. „Saria!“ Sie zögerte. „Würdest du bitte endlich damit aufhören, dir die Verantwortung für alles, was passiert, zu geben?“ Saria starrte sie an, dann brach sie abermals in Tränen aus. „Sag mir zuerst, was du erlebt hast“, stammelte sie. „Na gut.“ Es war windig; beide konnten die Wellen sehen, die ihnen entgegenpeitschten. Zum Glück erreichen sie uns nicht, dachte Feanna. Plötzlich waren andere Dinge wichtiger für sie. „Ganz schön schlechtes Wetter“, sagte sie. Als keine Antwort von Saria kam, fuhr sie fort: „Nun, Vater ist gestorben. Aber du hattest schöne Momente mit ihm…“ sie ignorierte Sarias verletzten Blick. „Nur, was ist denn wirklich mit dir los? Beantworte mir die Frage später. Ich bin nicht ganz so herzlos, wie du denkst. Und nun zu mir. Ich wollte dir nur mein Reittier zeigen und denke nicht, dass alles für mich so einfach war, im Gegenteil. Du weißt doch selbst, dass man für alles kämpfen muss.“ Saria erinnerte sich dumpf an die Worte ihrer Gildengefährten, die sie vor langer Zeit vernommen hatte. „Nun“, begann sie, bereit, alles zu erzählen, „mir geht es schlecht. Ich weiß nicht mehr, wie ich in meinem Beruf vorankommen soll.“ Feanna hörte aufmerksam zu. „Ich habe alles getan“, fuhr Saria fort, „doch…ich habe immer noch nicht das erreicht, was ich wollte. Es ist nicht so leicht“, schloss sie. Feanna schaute sie nachdenklich an. „Du meinst, alles so herzustellen, wie du willst?“ „Woher weißt du das denn?“ brauste Saria auf. Feanna ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. „Nun, ich verfolge die Dinge, die du tust, genauso, wie du meine“, sagte sie schlicht. Saria sah sie erstaunt an. „Und das solltest du wissen“, bemerkte Feanna. Sie sahen sich eine Weile in die Augen, bevor Feanna sagte: „Und es war auch mein Vater.“ „Und wieso bin ich dann so schwach?“ jammerte Saria. „Weil du in deiner Arbeit vereinsamst“, entgegnete Feanna. „Aber, bevor wir uns auf tiefere Gespräche einlassen – erzähle mir doch endlich, was dich stört.“ „Ich kann das nicht so einfach.“ „Ich weiß.“ „Aber vermutlich hast du Recht.“ „Das weiß ich auch.“ Sie umarmten sich und Saria begann mit ihrer Geschichte. „Nun, weißt du…“
Saria wusste, dass man selbst nach dem letzten verliehen Titel ihrer Meister mehr Erfahrung brauchte, um auch die letzten Rezepte ordentlich befolgen zu können. „Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll“, jammerte sie. „Die Aufträge werden mir zu eintönig und…ach, ich weiß auch nicht“, schloss sie lahm. „Frag doch das Sechste Haus“, schlug Feanna vor. „Vielleicht wissen die ja, was du tun könntest.“ „Meinst du?“ fragte Saria zweifelnd. „Ja“, bekräftigte Feanna, „du konzentrierst dich viel zu sehr auf Quiona und ihre Taten, warum auch immer. Du denkst immer noch nicht an dich.“ „Nun weißt du…“ begann Saria, wurde jedoch von einem Klopfen an der Tür unterbrochen. Die beiden Schwestern drehten sich verwundert in die Richtung. „Herein“, rief Saria – wie immer, dachte Feanna und verdrehte die Augen. Es hätte leicht ein gefährliches Wesen hineinkommen können – sogar ein Vampir, denn Vampire konnten bewohnte Häuser nur auf eine ausdrückliche Einladung betreten, wie jeder wusste. Saria machte es allen einfach viel zu leicht. Doch es waren keine Vampire, die nun die Tür öffneten. Eine hochgewachsene Gestalt mit dunklem Haar und strahlenden Augen ging hindurch und ließ ihr gewinnendes Lächeln sehen. „Shyari!“ rief Saria freudig und lief auf sie zu, um sie zu umarmen. Dabei sah sie die beiden anderen, die hinter Shyari das Haus betraten. Shyari lachte und schüttelte ihr Haar. „Ich habe gedacht, wir könnten dir alle einen Höflichkeitsbesuch abstatten, nachdem du so lange nichts mehr von dir hast hören lassen. Deswegen habe ich einen Tag abgewartet, an dem Fennah und Quiona ebenfalls Zeit haben würden.“ Saria umarmte Fennah und blieb dann ein wenig zögerlich vor der kleinen Dunkelelfe Quiona stehen, deren Augen in dem dunklen Gesicht unter dem dunkelroten Haar wie Eiskristalle wirkten. „Hallo Saria“, sagte sie leise mit einer seltsamen, rauchigen Stimme – für Saria klang sie bedrohlich und sie musste aus irgendeinem Grund an eine Schlange denken. Saria nickte ihr zu und lächelte verlegen. Sie mochte Quiona, jedoch wusste sie auch um ihre manchmal unangenehmen Eigenheiten Bescheid. „Was macht die Diplomatie?“ fragte sie, nachdem sich alle gesetzt hatten. Quiona musterte sie aus ihren unergründlichen Augen. „Es geht voran“, sagte sie dann mit der gleichen bedrohlichen Stimme. „Auch wenn es keine leichte Arbeit ist. Oft muss ich mich zusammennehmen, um freundlich zu den anderen zu sein.“ „Das liegt wohl im Blut“, meinte Shyari augenzwinkernd und nahm sich ein Stück Brot vom Tisch. Quiona warf ihr einen seltsamen Blick zu. „Aber das ist nicht weiter schlimm“, beeilte Shyari sich zu sagen, „mich hassen sie in deiner Heimatstadt alle. Du bist die einzige Dunkelelfe, die mich nicht töten will. Will noch jemand Brot?“ fragte sie in die Runde, als wäre sie der Gastgeber. „Ja gern“, meinte Feanna und ließ sich ein Stück reichen. Dann sagte sie mit bedeutungsvoller Stimme zu Syhari: „Du wirst nicht glauben, was ich letztens bekommen habe.“ Shyari schaute sie neugierig an. „Was denn?“ „Talfyn´s Hound“, antwortete Feanna und bemühte sich, ihr triumphierendes Grinsen nicht zu breit werden zu lassen. „Nein!“ „Oh doch.“ Nun wurde ihr Grinsen doch ein wenig breiter. „Da muss ich dir gleich die neue Waffe zeigen, die ich aus Magi Hold habe“, ereiferte sich Shyari und begann, von ihren Abenteuern zu erzählen. Saria und Fennah warfen sich einen amüsierten Blick zu. Die beiden Nahkämpferinnen konnten sich manchmal wie kleine Kinder aufführen. Quiona hörte mit starrem Blick zu. Shyari erzählte munter weiter. „Und dann ging ich zu den Elementaren…du glaubst gar nicht…“ sie unterbrach sich mitten im Satz. „Was ist das?“ Alle, bis auf Quiona, folgten ihrem Blick. Er war auf einen Beutel gerichtet, der vor ihr auf dem Tisch lag. „Der Beutel bewegt sich“, bemerkte Shyari verunsichert. „Und was ist darin?“ wollte Fennah wissen. „Doch nicht etwa…“ „Nur ein paar Zutaten, die ich für meine magischen Künste brauche“, sagte Quiona ausdruckslos und machte sich daran, den Beutel zu öffnen. „Moment“, rief Shyari schnell und bemühte sich, das Stück Brot, welches sie sich soeben in den Mund gesteckt hatte, hinunterzuschlucken. „Nun mach ihn ruhig auf“, meinte sie, nachdem sie es geschafft hatte. „Sehr entgegenkommend von dir“, sagte Quiona trocken. Sie löste einen Knoten und steckte ihre Hand in den Beutel. Dann legte sie den Inhalt mitten auf den Tisch. Saria starrte, ebenso wie die anderen, darauf und hätte ihr sagen können, dass sie so etwas nicht auf ihrem Esstisch haben wollte, doch sie verkniff es sich. „Mir ist ein wenig seltsam zumute“, stammelte Fennah. Sie war sehr blass geworden. „Es ist das lebendige Herz eines Schakals aus Qalia“, erklärte Quiona, nicht ohne Stolz. „Ich habe es ihm erst heute herausgerissen.“ „Das sehen wir“, meinte Feanna. Sie wirkte ebenfalls etwas verstört. „Ich gehe kurz an die frische Luft“, verkündete Fennah und stand auf. „Wir hätten Quiona nicht mitnehmen sollen“, murmelte Shyari und sprang sogleich auf, als Quiona sich von ihrem Platz erhob. „He!“ rief sie warnend. „Wag es bloß nicht, mich noch einmal anzuspucken!“ Feanna und Saria brachen trotz des Anblicks des pochenden Herzens in Gelächter aus. Quiona setzte sich missmutig wieder auf ihren Platz. „Sie hat dich angespuckt?“ fragte Saria ungläubig, als sie sich wieder beruhigt hatte. „Sie hatte es verdient“, antwortete Quiona kurz. „Ich hab ihr beigebracht, dass man so etwas nicht macht“, sagte Shyari und setzte sich ebenfalls. „Manchmal muss man den Leuten Respekt beibringen.“ Sie schaute Quiona an. „Und nun verstehen wir uns wieder, richtig?“ Quiona blickte hasserfüllt zurück, sagte jedoch nichts. Fennah kam wieder zur Tür hinein. „Könnte bitte jemand…“ sie deutete auf den Tisch und schaute bittend in die Runde. „Natürlich“, sagte Quiona und nahm das Herz vorsichtig wieder auf, um es in den Beutel zu verstauen. Irgendetwas an dieser Handlung musste zu viel für Fennah gewesen sein; ihre Augen verdrehten sich nach hinten, bis nur noch das Weiße zu sehen war. Dann verlor sie den Kampf gegen die Ohnmacht. Bei dem Versuch, sie aufzufangen, wurde Saria mit zu Boden gerissen. „Magier“, sagte Feanna und seufzte. „Ein wenig Stärke würde euch gut tun.“ „Ach, halt doch den Mund“, entgegnete Shyari, „du hättest sie ja ebenso auffangen können.“ Sie war die einzige, die so mit Feanna reden durfte. „Und so etwas nennt sich einen Heiler“, spottete Quiona mit einem Blick auf Fennah. „Sie bevorzugt eben andere Heilmethoden“, sagte Shyari spitz und half Saria auf. Dann kniete sie sich neben Fennah und öffnete ein Fläschchen, welches sie ihr unter die Nase hielt. Fennah riss die Augen auf. „Was…“ sie schaute sich erschrocken um. „Ich bin doch nicht wirklich…“ Sie stieß einen tiefen Seufzer aus. „Du solltest etwas essen“, riet Saria und holte eine Decke aus dem Nebenzimmer. Sie legte sie Fennah um die Schultern. Dann seufzte sie so tief, dass alle sie erstaunt ansahen. „Geht es dir nicht gut?“ fragte Shyari mit besorgten Augen. „Ach, es ist nur…“ Saria erzählte ihr das, was sie bereits Feanna erzählt hatte. Shyari sah sie eine Weile an, dann blitzte es plötzlich in ihren Augen. „Beinahe hätte ich es vergessen.“ Sie wühlte in ihrem Beutel und zog einen Brief heraus. „Ich habe ihn vorhin vor der Tür gefunden. Er ist an dich adressiert.“ Was kommt nun, dachte Saria, als sie den Brief entgegen nahm. Die meisten Briefe, die sie in den vergangen Monaten erhalten hatten, waren verstörend gewesen. Sie wappnete sich innerlich gegen eine schlechte Nachricht. Dann fing sie an, zu lesen.
Werte Saria,
lange hat sich mein Herz danach gesehnt, Euch diesen Brief schreiben zu können. Ich habe all meine Verpflichtungen und Aufgaben erfüllt und blicke ruhigen Zeiten entgegen – vielleicht sogar für Monate. Ich werde zumindest genügend Zeit haben, um Euch wenigstens einmal wieder zu sehen, falls Ihr dies wünscht. Seit ich Euch zum letzten Mal gesehen habe, konnten sich meine Gedanken nicht mehr von Euch abwenden und mein Herz ist bereit, Euch öfter als nur einmal zu sehen. Mehr wage ich nicht zu sagen, denn ich überlasse Euch die Entscheidung. Bitte antwortet mir, sobald Ihr diesen Brief gelesen habt.
In tiefer Ergebenheit, Euer Kyron.
Die Hitze um Saria herum schien sich plötzlich zu verstärken. Ihr war, als würde sich ein Schwarm von Schmetterlingen aus ihrem Bauch auf den Weg zu ihren Wangen machen, um dort die Lippen zu einem Lächeln auseinander zu ziehen. Die anderen schauten sie neugierig an. „Du lächelst ja“, bemerkte Feanna. Saria nickte zerstreut. Sie hatte das Bedürfnis, den Brief noch einmal zu lesen, besann sich jedoch und rollte ihn zusammen. Mühsam versuchte sie, das Lächeln zu unterdrücken. „Deine Augen Blitzen so“, bohrte Fennah weiter. „Ja und du bist errötet“, setzte Shyari hinzu. „Ach…tatsächlich?“ Saria versuchte möglichst unauffällig, den Blicken den anderen auszuweichen, doch es gelang ihr nicht. Quiona stieß einen lauten Seufzer aus. „Wer ist er?“ fragte sie zu dem Erstaunen aller. „Kyron“, antwortete Saria schüchtern. „ich habe ihn vor ein paar Monaten auf der Reise nach Tawar Galan kennen gelernt. Ich…“ sie verstummte. „Du bist verliebt“, stellte Feanna fest – nicht ohne Freude. „Warum erzählst du mir so was nicht sofort?“ Saria zuckte mit den Achseln. „Achte auf seine Augen“, sagte Quiona starr, „die Augen verraten viel.“ „Du musst dich ja damit auskennen“, bemerkte Shyari und lachte. Quiona warf ihr einen kühlen Blick zu; dennoch schien sie amüsiert. „Mit Augen kann ich nichts anfangen“, erklärte sie knapp. „Sie sind nur Fenster zu den…wichtigeren Teilen des Körpers.“ „Oh, verstehe“, sagte Shyari und hob die Augenbrauen. Saria wurde ein wenig unbehaglich zumute. Vielleicht hätte sie Quiona doch nichts erzählen sollen. „Ich denke…seine Augen sind…in Ordnung“, murmelte sie und bereute es sogleich. „Das hoffe ich für dich.“ Quiona schaute sie durchdringend an. Saria war beinahe versucht, ihr zu glauben.
„Nun, es hat mich gefreut, dich einmal wieder zu sehen“, sagte Shyari beim Abschied. Die Sonne war bereits untergegangen und sie hatten viele heitere Stunden zusammen verbracht: selbst Quiona wirkte nicht mehr so abweisend wie zuvor. Saria fühlte sich viel besser als am Morgen vor Feannas Besuch. Sie versuchte sich auszureden, dass dies wohl zum größten Teil an Kyrons Brief lag. „Aber bitte, biete mir nie wieder dieses Bier an, das du von Hrugin hast. Ich weiß nicht einmal, ob ich den Weg nach Hause finde.“ Shyari zwinkerte. Saria musste lächeln. Auf dem Weg hinaus – gefolgt von Quiona und Fennah – drehte sich Shyari noch einmal um. Sie schien nachzudenken, dann sagte sie: „Und vergiss nicht, das Sechste Haus um Rat zu fragen. Wir haben alle keinen handwerklichen Beruf, doch Sirakat ist ebenfalls Schneiderin und wird dir sicher einen guten Rat geben können.“ Sie winkte Saria noch einmal zu und verließ mit den anderen das Haus. Feanna schloss hinter ihnen die Tür und blickte Saria an. „Dasselbe habe ich dir auch gesagt“, meinte sie dann, „aber auf mich hörst du ja nie.“ Saria, die ihre Schwester gut genug kannte, wusste, dass diese Aussage nicht ernst gemeint war. „Komm, lass uns ins Bett gehen“, sagte sie und legte einen Arm um Feanna.
Saria wälzte sich im Bett hin und her und versuchte laufend, die Uhrzeit einzuschätzen. Mehrmals hatte Feanna sie in die Rippen gestoßen, damit sie Ruhe gab. Doch erst, als Feanna nicht mehr neben ihr lag, setzte sie sich verstört auf. Sie schaute zum Fenster hinaus. Auf dieser Seite ging die Sonne unter. Doch es war bereits zu hell, als dass Feanna einen Grund gehabt hätte, noch im Bett zu liegen. Das konnte doch nicht wahr sein. Sie sprang schneller auf, als gut für sie war; einen Moment lang taumelte sie auf der Türschwelle, während der Wind um sie herum wehte. Feanna kam hinter dem Haus hervor. „Na, auch schon wach?“ fragte sie munter. „Warum hast du mich nicht geweckt?“ herrschte Saria sie an. „Verdammt, kümmerst du dich denn nie um etwas…“ Feanna sagte eine Weile nichts. „Doch“, antwortete sie dann, „aber du hattest einen solch unruhigen Schlaf, dass ich dachte, es wäre vielleicht besser, wenn ich das nicht täte…irgendetwas stimmt doch ganz und gar nicht mit dir.“ Sie nahm einen kleinen Zweig vom Boden und betrachtete ihn, als wäre er etwas Besonderes. „Dabei hatten wir gestern einen schönen Abend“, fügte sie hinzu und beobachtete Saria aus den Augenwinkeln. „Ach, halt doch den Mund.“ Saria ließ sie stehen und ging zum Strand hinunter. Feanna ging ihr nach. „Nun frag doch endlich“, sagte sie, als sie neben ihr im Sand saß. „Und schreibe Kyron.“ Saria stand wortlos auf.
Werte Saria, Ihr wolltet nach einer schnellen Lösung für Euer Problem wissen. Nun, ohne auf Eure sonstigen Leiden einzugehen, die Ihr gewiss habt: Versucht es doch in New Targonor. Dort findet Ihr Aufträge, die Ihr noch nicht angenommen habt. Sollten sie Euch zu unbedeutend erscheinen, so seid Euch bewusst: Nicht alles, was unbedeutend erscheint, muss auch unbedeutend sein. Geht zu Ashlyn Blackshield in New Targonor und lasst Ecuh von Ihr weiterführen.
Eure Sirakat
Saria starrte eine Weile auf den Brief, dann machte sie sich auf den Weg nach New Targonor.
„Was machst du denn hier?“ fragte Quiona, über die Saria beinahe gestolpert wäre. „Quiona!“ rief Saria überrascht aus. „Was treibt dich denn hierher?“ Quiona lächelte auf ihre eigene, bedrohliche Art. Hätte Saria sie nicht gekannt, so hätte sie in diesem Moment das Weite gesucht. „Ich muss mich mit einigen hier gut stellen“, sagte Quiona. „Achso. Dann wünsche ich dir viel Glück dabei“, erwiderte Saria und wollte sich umdrehen, doch Quiona hielt sie am Ärmel fest. Saria schaute sie überrascht an. „Glaube nicht, dass mir alles leicht fällt“, sagte Quiona. Ihr Blick blieb starr, doch in ihrer Stimme schien sich etwas zu verändern. „Nun, was führt dich denn hierher? Du hättest mir die Frage beantworten können, ehe du dich aus dem Staub machen wolltest.“ Saria hätte nie zu träumen gewagt, dass Quiona sie zu einer Antwort überreden konnte, doch nun schien es so. „Nun…ich suche Aufträge. Ich hoffe, sie werden mich in meinem Beruf weiterbringen.“ „Nun, das hoffe ich auch bei mir“, meinte Quiona, „aber Sirakat hat dir doch bereits einen Brief geschrieben, oder nicht?“ „Woher weißt du das?“ Saria löste ihren Ärmel aus Quionas Griff. „Was glaubst du denn, wieso Sirakat dir geschrieben hat?“ fragte Quiona ruhig. „Du hast das getan? Du hast ihr geschrieben?“ Saria blickte sie ungläubig an. „Ja.“ „Warum?“ „Weil ich nicht das Bedürfnis habe, mir mein eigenes Herz herauszureißen, so wie du.“ Quiona schaute ihr fest in die Augen. Saria konnte dem Blick kaum standhalten. Vielleicht, weil in den Eiskristallen plötzlich Leben zu herrschen schien. „Wirst du es tun?“ fragte Quiona. „Ich muss wohl.“ Saria ließ den Kopf hängen. „Ich zähle auf dich“, sagte Quiona. „Ich werde mich ebenso um mein Amt bemühen.“ Damit drehte sie sich um und ging davon. Saria starrte ihr hinterher.
New Targonor war einsam und verlassen. Quiona antwortete nicht mehr auf Sarias Briefe und Saria hatte das Gefühl, ihre Erlebnisse mit niemandem teilen zu können. Feanna lachte nur über ihre Aufträge, die sie bekam. „Das ist nichts für dich“, pflegte sie zu sagen, „du bist zu viel mehr imstande.“ Doch Saria wusste es besser. Niemand konnte verstehen, um wie viel erfahrener sie durch diese Aufträge wurde. Sie bemühte sich, diese sorgsam abzuschließen – doch oft hatte sie das Bedürfnis, nach Hause zu reisen, auf ihre geliebte Insel und an nichts mehr denken zu müssen.
Liebste Saria, meine Tochter,
tu was du willst.
Deine dich liebende Mutter.
Saria schenkte diesem Brief ebenso wenig Beachtung wie dem folgenden:
Werte Saria,
ich erhielt bisher immer noch keine Antwort von Euch. Bitte sagt mir, ob Ihr mich verachtet oder zumindest, ob Ihr noch am Leben seid.
Euer Untergebener Kyron
Sie arbeitete stillschweigend und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Wie sollte sie Kyron auch sagen, dass sie selbst zu tun hatte? Nun, zumindest schien ihre Arbeit Früchte zu tragen. Ihre Fähigkeiten wurden mit jedem Auftrag gesteigert. Sie erfüllte weiterhin Aufträge für New Targonor und schien ihrem Ziel näher zu kommen. Doch die Schwermut übermannte sie und nichts schien ihr helfen zu können. Wer kann mir auch helfen? Fragte sie sich. Wer kann mir helfen, ohne, dass ich demjenigen helfen muss? Dann erreichte sie erneut ein Brief.
Saria, wie weit bist du?
Quiona
Saria saß in ihrem Haus und zitterte. Draußen war es bedrohlich kalt geworden; selbst Feanna kam nicht mehr hierher, sondern verbrachte ihre Nächte in Kojan, wo es um diese Zeit auch in den Nächten schwül und drückend war. Saria zog sich die Decke enger um die schmalen Schultern. Dann klopfte es an der Tür. „Ich verstehe nicht“, sagte Quiona, sobald sie das Haus betrat, „Warum du nicht um Hilfe bittest. Du tust das beinahe nie. War ein Teil deiner Familie eine Dunkelelfe?“ Sie setzte sich neben Saria auf das Bett und entzog ihr die Decke. „Nein“, antwortete Saria und versuchte, die Decke wieder zurückzuziehen, „aber…du wirst so etwas nicht verstehen.“ „Ach, nicht?“ Quionas Augen waren ausdruckslos – wie immer, dachte Saria. Doch irgend etwas musste sich doch verändert haben. „Ich weiß nicht“, meinte sie verunsichert, „also seitdem ich dich kenne…“ „...du kennst doch keine Dunkelelfen, außer mir“, unterbrach sie Quiona „stimmt das nicht?“ „Doch, Megilloth, Morxaine…“ begann Saria, wurde jedoch abermals unterbrochen. „Und Kalandros. Was glaubst du, wer mir geholfen hat, als ich genau wie du irgendwo saß und meine eigenen Gedanken nicht ordnen konnte? Es war Kalandros, ein Dunkelelf. Und was ist mit Neruthos? Nun überleg doch, bei wem du dich immer ausruhen kannst, wenn sogar dein eigenes Haus dir zu Kopf steigt.“ Saria durchschaute Quionas List, wusste jedoch nichts darauf zu antworten. „Wann antwortest du endlich Kyron?“ fragte Quiona. "Bitte frag nicht danach", antwortete Saria.
Saria trat langsam auf ihr Haus zu. Sie konnte Quionas Augen bereits von weitem erkennen. Sie rannte auf sie zu. „Ich danke dir.“ Quiona erwiderte Sarias Umarmung. „Und ich bin froh, dass du es geschafft hast. Ich habe gelogen, als ich dir sagte, ich wäre in der Diplomatie weiter fortgeschritten. Aber für einen guten Zweck. Ich kann es kaum glauben, dass…nun lassen wir das. Wir haben genügend über die Natur der Dunkelelfen diskutiert.“ Saria musste lächeln. „Nun, ich hoffe, wir werden uns immer helfen können – ganz egal, welchem Stamm du angehörst.“ Sie hielt Quiona fest, bis diese sagte: „Nun geh in dein Haus.“ „Warum?“ wollte Saria wissen. Quiona sagte nichts, doch zum ersten Mal schienen ihre Gesichtszüge eine Regung zu zeigen. „Dunkelelfen“, meinte sie, „sind in der Lage, mit allem umgehen zu können. Warum kannst du das nicht?“ Saria schaute sie verwirrt an. „Nun ja“, fuhr Quiona fort, „du hast das Glück, dass deine Freunde mehr erkennen, als du.“ Damit wies sie mit einem Kopfnicken auf die Tür. Saria schaute verunsichert auf die schwachen Umrisse, die in der Abenddämmerung zu verblassen schienen. „Saria“, sagte Quiona, „Vertraue mir.“ Saria öffnete die Tür. „Na endlich!“ Shyari, die sonst so ruhige und überlegte Nahkämpferin, fiel ihr um den Hals. Sarias Augen suchten nach Feanna; diese stand an der hinteren Wand und schmunzelte. Auch Fennah war da; sie sah verstört, aber erleichtert aus. Saria ging zu ihr hin und umarmte sie, so wie sie Shyari zuvor umarmt hatte. Überrascht bemerkte sie, dass Nässe ihren Stoff durchdrang. Auf ihren fragenden Blick hin bemerkte Fennah: „Uns halten die Dinge zusammen, die so manches einzelne Wesen spalten. Frag nicht weiter.“ Dann fasste sie Saria an den Schultern und drehte sie um. „Sie mal, wer da ist.“ „Jovana ist da…und auch Kiava…“ ihre Augen wurden groß. Sie konnte nichts sagen. Eine Gestalt trat lächelnd auf sie zu. Sie bemerkte nicht, dass Quiona, gefolgt von Kalandros, die Tür zum Haus öffnete. Sie bemerkte auch nicht den Streit, in den die beiden vertieft waren. „Warum habt Ihr mir nicht geschrieben?“ fragte Kyron und nahm Sarias Hände. „Ich nahm diese Einladung nur widerwillig an. Es sind zu viele Personen um uns herum…“ „Diese müsst ihr akzeptieren“, erwiderte Saria und bemühte sich, den üblichen Insektenschwarm, der sie überfiel, wenn Kyron in der Nähe war, unter Kontrolle zu halten. „Aber wir haben es geschafft“, meinte sie. „Nein…ich habe es geschafft.“ „Was auch immer Ihr geschafft habt“, sagte Kyron, „es wird mit allen geteilt.“ Er ließ ihre Hände los. „Und ich hoffe, auch mit mir. Für alle Zeiten.“ Saria blickte ihm in die Augen. „Ich hoffe es auch“, sagte sie. Sie fühlte, wie Quiona ihr mit der Hand über den Nacken strich, dann konnte sie nichts mehr sagen, da ihre Gäste über Hunger klagten.
_________________ Ein Freund ist jemand, der dich mag, obwohl er dich kennt.
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