Das Sechste Haus
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 Betreff des Beitrags: Die Leiden des jungen Rangers
BeitragVerfasst: Mi 29. Apr 2009, 15:59 
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Registriert: Sa 1. Mär 2008, 19:10
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Es begab sich eines Tages, dass eine kleine Waldelfe, gerade den Weiten von Kojan entwachsen, sich aufmachte, um eine besondere Ausbildung zu erfahren. Sie wollte lernen, besser mit ihrem Bogen umzugehen und berichtete aufgeregt ihren Freunden davon.
Doch schon beim ersten Schritt ihrer bevorstehenden Reise verließ sie der Mut: Ihr bisheriger Ausbilder schickte sie nach Aghram, wo sie weitere Informationen sammeln sollte. Ihr wurde bang. Wage erinnerte sie sich an Berichte von Saria, die ihr Aghram als ein labyrinthartiges Verließ aus Tausendundeiner Nacht beschrieben hatte. "Viel Spaß dort", hatte sie zum Abschied gesagt und dabei seltsam gelächelt. Die Waldelfin - Ewyna war ihr Name - dachte auch daran, dass Saria sehr lange gebraucht hatte, um dort Arbeiten anzunehmen. Was mochte der Grund dafür gewesen sein? Und was hatte dieses Lächeln zu bedeuten?
"Wahrscheinlich gar nichts", schloss sie in Gedanken und schaute auf ihren Kompass, als sie vor den großen Mauern der Stadt stand. Sie folgte ihm gewissenhaft, bis sie an einer Straßenkreuzung stand. Dort befahl sie sich, die Ruhe zu bewahren, nicht mehr an Saria zu denken und ihrem Kompass zu vertrauen. Im Vorbeigehen grüßte träge ein Disciple-Ausbilder und sie winkte zurück. Sie sollte ihm bald noch öfter begegnen.
Hier musste auch ihr eigener Ausbilder zu finden sein - als sie gerade das nächste Gebäude betreten wollte, fand sie ihn vor der Tür stehend.
Er erzählte ihr etwas von einem Camp, das sie aufsuchen musste und ihr wurde mulmig. Ihre Freunde hatten ihr berichtet, dass dieses sehr schwer aufzufinden wäre und sie einen langen Weg vor sich hätte. Nun, sie war bereit. Schließlich schien auch Aghram weitaus harmloser, als man ihr berichtet hatte.
Der Ausbilder nahm ihr sogleich ihre Angst; er überreichte ihr eine magische Rolle, die sie direkt in das Camp teleportieren sollte. Sie war erleichtert, als sie schließlich tatsächlich dort landete.
Zusammen mit dem Waldbaeren nahm sie die Aufträge an, die man ihr dort anbot. Der Kompass war ihr eine große Hilfe und auch die Aufträge einfach zu erldigen. Zufrieden nahm sie eine der Belohnungen - einen Panther - entgegen und hoffte, ihre Ausbildung wäre nun beendet.
Doch ihre Notizen besagten, dass sie ein weiteres Mal ihren Ausbilder in Aghram aufsuchen musste. Nun, du weißt ja nun, wo er ist, dachte sie. Und mit deinem Kompass solltest du dir eh keine Sorgen machen.
Sie ließ sich vor die Tore von Aghram versetzen, als ihr siedendheiß auffiel, dass sie ihren Kompass nicht mehr finden konnte. Sie durchsuchte selbst ihren Köcher danach - er blieb verschwunden. Wage erinnerte sie sich an eine Handbewegung des Bogenschützen im Camp und an seine Worte: "Eine Prüfung steht dir noch bevor." Sie hatte vermutet, dass der Ausbilder in Aghram eine weitere Aufgabe für sie hatte, doch nun begriff sie ihre Bedeutung: Er hatte ihr den Kompass abgenommen. Nun, wenn er das eine Prüfung nennt, will ich ihm das Gegenteil beweisen, dachte sie und ließ mutig die großen Mauern hinter sich.
In der Stadt angekommen, blickte sie sich zunächst noch einmal um. Die Nacht war mittlerweile hereingebrochen und sie war müde; doch schnell fand sie die Straße, die zu dem Viertel abzweigte, in dem ihr Ausbilder stehen musste. Bald schon traf sie erneut auf den Disciple-Ausbilder, wo sie stehen blieb, um sich ein wenig zu unterhalten; so tat sie zumindest. In Wahrheit verschaffte ihr dies Zeit, um Nachzudenken. "Mein eigener Ausbilder müsste eine Häuserecke weiter sein", dachte sie und verabschiedete sich von ihrem Gesprächspartner. Ein wenig zuversichtlicher ging sie um das nächste Haus herum - doch hier war ihr Ausbilder nicht. Nun ja, sie würde ihn schon finden. Vielleicht war es ja doch die andere Richtung. Der Disciplemeister winkte ihr zu, als sie zurückging. Sie ging schnell weiter, um an der nächsten Straßenecke stehen zu bleiben. Langsam machte sich Unbehagen in ihr breit. Hatte sie sich geirrt? Sie konnte sich nicht mehr erinnern, wo genau ihr Ausbilder gestanden hatte. Sie wusste nur, dass es hier in der Nähe war. Es half nichts; sie musste weitersuchen. Sie versuchte sich an dem nächsten Häuserblock, erwartete jedoch nicht, fündig zu werden. Dann musst du in die andere Richtung, dachte sie und merkte sich die Himmelsrichtung, in die sie ging. Wenn er da nicht ist, kehrst du um. Es wunderte sie nicht, dass genau dies passierte.
Sie versuchte, sich noch stärker zu konzentrieren und landete in einer Sackgasse. Mittlerweile hatte sie die gesamte Stadt umrundet, in der Hoffnung, ihn aus einer anderen Richtung heraus zu finden. Er blieb verschwunden. Nun wusste sie nicht einmal mehr, wo der Disciple-Ausbilder war. Sie ging zu ihrem Ausgangspunkt zurück und dachte nach. Hinter ihr stand jemand an einem Tisch und stellte irgendetwas her. Sie hatte ihn nun schon mehrmals dort gesehen und hoffte, dass die Nacht warm genug war, um einen langen Spaziergang durch Aghram gerechtfertigt erscheinen zu lassen.
Als sie auf den großen Platz, von dem sie gekommen war, zurückkam, lebte ihre Erinnerung ein wenig auf - dort war die Straße, die sie als erste betreten hatte und von dort aus musste man nach rechts. Doch was dann? Sie seufzte und machte sich erneut auf den Weg. "Hallo", sagte der Disciple-Ausbilder, "sucht Ihr etwas bestimmtes?"
"Nein", antwortete sie, "ich bin zum ersten Mal hier und wollte mich nur umsehen."
Er nickte verstehend. "Dann viel Glück dabei. Es ist eine schöne Nacht."
Sie versuchte zu lächeln und ging weiter. Dort hinten gab es eine Bank, das wusste sie; sie war dreimal an ihr vorbeigegangen. Dahinter war die Sackgasse. Also musste sie eine andere Richtung ausprobieren.
Sie fand einen Pferdehändler und kaufte sich ein Pferd mitsamt Hufeisen, Satteltaschen und Barding, um ihren Frust zu verarbeiten. Sie hatte häufig gehört, dass Menschen so etwas in Notsituationen machten. Sie fühlte sich auch gleich besser.
Es wurden Stimmen laut, die von überall her kamen: "Könnt ihr mir helfen? Ich suche..." - "Ich finde es einfach nicht..." - "Das ist ja grauenvoll hier."
Sie erklärte, dass sie selbst kurz vor dem Weinen stünde und war froh, in dieser Hinsicht nicht allein zu sein.
Mittlerweile zweifelte sie an ihrem Verstand. Oder unterlag sie irgendeinem Hexenzauber? "Das kann nicht sein", dachte sie. Sie versuchte, eine Erklärung dafür zu finden und kam zu dem Schluss, dass ihr Ausbilder einfach verschwunden sein musste. Das ist es, dachte sie, ganz sicher ist er zu Bett gegangen oder er wurde verschleppt. Vielleicht hat ihn eine unsichtbare Macht aus der Stadt gezogen. Du solltest morgen weitersuchen, dann steht er bestimmt wieder an seinem alten Platz. Oder du hast tatsächlich den Verstand verloren.
Die letzte Erklärung gefiel ihr nicht und sie beschloss, noch nicht aufzugeben. Außerdem brauchte sie einen Schlafplatz; die Müdigkeit hatte sie träge gemacht und sie konnte kaum noch denken. Sie musste den Disciple-Ausbilder aufsuchen, um ihn nach einem Zimmer zu fragen. Er war ihr mittlerweile vertraut.
Auf dem Weg zu ihm blieb ihr beinahe das Herz stehen und sie ging aufgeregt zu einem Mann, der vielversprechend aussah. Doch das Jubeln, das gerade in ihr aufsteigen wollte, blieb ihr im Hals stecken. Er schaute sie befremdet an, als sie mißmutig bei ihm, einem Ranged Weapon Vendor, ein wenig einkaufte, um keinen Verdacht zu erregen.
Es war nun tiefe Nacht und sie stand neben dem Disciple-Ausbilder und schaute in die Ferne. "Ihr seht betrübt aus", sagte er. "Ist irgendetwas passiert?"
Sie dachte an die seltsame Katze, die durch die Stadt gelaufen war und sie kurz vor ihrem Ziel angesprungen hatte. Sie musste daraufhin medizinisch versorgt werden und erneut die Stadt aufsuchen. "Nein, nichts weiter", meinte sie, "ich bin nur müde."
Er nickte langsam. "Ihr wart ja auch eine ganze Weile auf den Beinen."
"Das kann man wohl sagen", bestätigte sie, "und bei diesen verwinkelten Straßen und den Ecken fällt es schwer, etwas passendes zu finden..." sie stockte. Ecken. Sie schaute nach links, wo eine Mauer stand. Ob es wirklich sein konnte...? "Einen Moment", sagte sie, "ich bin gleich wieder da."
Sie ging mit klopfendem Herzen zu der Mauer hin und suchte nach einer Nische. Links konnte man dahinterblicken und sie sah eine Ecke, in der jemand stand.
Ihr Ausbilder sah sie erschrocken an, als sie vor ihm auf die Knie fiel. "Aber nicht doch, was ist denn..." er kam nicht weiter, weil er versuchen musste, ihre Umarmungen und Küsse abzuwehren. "Langsam", sagte er, "habt ihr eure Aufgaben erledigt? Es freut mich, dass es Euch so gefallen hat." Er errötete. "Um ehrlich zu sein, ich bin von eurer Reaktion überwältigt. Ihr werdet sicher in Eurer Berufung als Bogenschütze aufgehen."
Sie nickte. "Ich habe alles erledigt. Und Ihr wart wirklich nicht schwer zu finden."

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