Hmm...
Feanna glaubte zunächst, einen Geist zu sehen. Dies passierte ihr in letzter Zeit häufig, wenn sie Zwerge erblickte; zu tief saß der schmerzliche Verlust Khirons, der vor einigen Monaten Telon verlassen hatte. Erst, als die schemenhafte Gestalt sich ihr näherte, erkannte sie, dass es nicht Khiron sein konnte. Khiron hatte eine andere Augenfarbe gehabt und war jünger gewesen. Sie blieb dort stehen, wo sie war und beobachtete stumm das Vorgehen des Zwergs. Sein Umhang war über und über von Schmutz bedeckt, fiel ihr auf; er musste ein Krieger sein. Er wanderte langsam an ihr vorbei und wandte sich an eine Elfe, die Feanna bis dahin ebenfalls nicht bemerkt hatte. Sie drehte sich schnell um und verschwand unbemerkt hinter eine Säule, von der aus sie Saria, die vor dem Kamin saß, mit einem Stück Brot bewarf. Saria drehte sich überrascht um, während Feanna sie wild gestikulierend zu sich heranzuwinken versuchte. Nach einer Weile erhob sich Saria und kam unauffällig auf ihre Halbschwester zu. "Feanna..." begann sie, wurde jedoch rasch unterbrochen. "Hast du den Zwerg gesehen? Was macht er hier?" Saria winkte ungeduldig ab. "Feanna, deswegen musst du mich nicht mit Dingen bewerfen. Ja, ich habe ihn gesehen und ich weiß nicht, was er hier will." "Was beredet er da und mit wem?" "Ich weiß es nicht. Und es wäre sehr unhöflich, die beiden zu unterbrechen." Quiona, die Dunkelelfe kam zu ihnen. "Euch hört man bis nach Thestra", meinte sie leise. Feanna senkte beschämt den Blick, während Saria nickte. "Nun", meinte Quiona, "ich kann Zwerge nicht ausstehen. Außer Hrugin vielleicht. Aber lass uns doch schauen, was dieser fremde Zwerg vorhat. Und seid nicht so laut." "Du kannst Zwerge nicht.. " fing Feanna an, wurde jedoch von der kaltherzigen Dunkelelfe unterbrochen. "Vergiss Khiron. Dies hier ist ein Fremder. Und vielleicht könntest du endlich deine Stimme senken." Sie standen hinter der Säule und hörten zu.
"Soso, er will sich uns anschließen", meinte Quiona schließlich. Eine erwartungsvolle Pause entstand. "Was starrt ihr mich so an?" Quiona machte auf dem Absatz kehrt und war bald aus Sarias und Feannas Sichtweite verschwunden. Sie schauten sich ratlos an. Plötzlich tauchte Shyari neben ihnen auf. "Was macht ihr denn hier?" wollte sie wissen. "Dasselbe könnte ich dich auch fragen", erwiderte Feanna schnippisch. "Versteckt ihr euch vor einem Zwerg?" Shyari brach in ein lautes Gelächter aus. "Was würdest du denn vorschlagen?" Feanna wirkte sichtlich wütend, während Saria amüsiert schien. Shyari überlegte kurz. "Nun", meinte sie schließlich, "ich würde sagen, Brondall - so heißt er, wie ich vor kurzem erfahren habe - könnte uns eine Hilfe sein." "Aber wir wissen doch gar nicht.." begann Feanna. "Ich glaube, darüber sollten wir uns keine Sorgen machen", entgegnete Saria, die ihre Schwester gut kannte. "Quiona hat nichts dazu gesagt, das scheint ein gutes Zeichen zu sein." "Möglich", meinte Shyari. "Wir werden sehen. Hrugin hat sich bereits um ihn gekümmert." "Schon wieder ein Zwerg", stöhnte Feanna. "Wie lautet denn euer Urteil?" wollte Shyari wissen. "Nun", meinte Saria, "ich glaube, wir sollten in dieser Hinsicht auf Quiona vertrauen."
Sie verabschiedeten sich und gingen zu Bett.
_________________ Ein Freund ist jemand, der dich mag, obwohl er dich kennt.
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