So, nachdem ich am vorletzten Wochenende noch einen Key für die Open Beta ergattert habe, will ich mal einen kleinen Erfahrungsbericht schreiben. Allerdings habe ich nicht so viel spielen können (2 Tage DAoC-Event, 2 Tage war ich nicht zu Hause und am letzten Wochenende wollte der STO Server immer dann nicht, wenn ich wollte
), daher hab ich nicht sonderlich viel sehen können.
Beim ersten Starten des Spiels war ich ein wenig verwundert. Im Menü zur Charerstellung prankte nur ein Button mit der Aufschrift "Create new Federation Character". Sollte es zum Release und auch in der Beta nicht zwei Fraktionen geben - Föderation und Klingonen?
Naja, egal. Da ich eh beides mal testen wollte, hab ich erstmal mit der Föderation angefangen. Die Einstellungsmöglichkeiten bei den Chars sind teilweise wirklich enorm. Besonders die Möglichkeit, eine eigene Alienrasse zu kreieren bzw. zu jedem Char eine eigene Biografie zu schreiben, bietet viele Möglichkeiten für RPGler.
Da ich aber irgendwie gerade keine Lust hatte, alles mögliche durchzutesten, habe ich mir einfach einen Vulkanier erstellt, die meisten Einstellungen beim Aussehen auf dem Standardwert stehen gelassen und auch einen vom Spiel erdachten Namen für Charakter und mein Schiff gewählt.
Nach der Erstellung landet man dann mit seiner Figur auf einem Schiff, scheinbar in einer Art Bar (sowas wie 10 Vorne bei Star Trek - Next Generation), wo einem die grundlegende Steuerung erklärt wird. Diese ist soweit nicht anders, als man es von Spielen wie Vanguard & Co. kennt: mit WASD steuert man, mit 1,2,3,... kann man Skills oder auf die Leiste gezogene Gegenstände nutzen etc.
Schließlich soll ich mich beim Captain melden, der mich dann auch prompt auf die erste Außenmission schickt: ein anderes Schiff wurde im Kampf mit den Borg teilweise erobert und man muss diesem nun helfen.
Am Zielort angekommen, spricht man erstmal mit ein paar Leuten und bedient irgendwelche Konsolen. Letztere zu finden ist ähnlich schwer, wie Sand in der Sahara aufzutreiben. Zwar stehen in den Innenräumen der Schiffe oder Stationen jede Menge Konsolen, aber diejenigen, die aktivierbar sind, blinken deutlich sichtbar auf. Sonst gibt es dabei auch nicht viel zu tun; man stellt sich vor das Teil, drückt die Aktionstaste (Standard: F) und schon war's das.
Danach kommt dann ein wenig Action ins Spiel. Man muss sich durch Korridore mit Borg kämpfen und deren Ausrüstung zerstören. Auch hier geht es nicht großartig anders zu, als in bekannten Produkten. Mit TAB wählt man das "nächste" Ziel aus (zumindest das, was ST:O für das nächste Ziel hält) und dann heißt es Feuer frei. Unterschiedliche Waffen haben dabei unterschiedliche Fähigkeiten. Ein kleiner Phaser hat z.B. einen Standardschuss und einen Betäubungsschuss, ein Phasergewehr kann dagegen auch als Scharfschützengewher benutzt werden.
So richtig Spannung will dabei aber nicht aufkommen und relativ schnell stelle ich mir ein paar Fragen:
Wie kommt es, dass die Borg in den Filmen und Serien immer so harte Gegner sind, die z.T. nichtmal auf Phaserfeuer reagieren, weil sie irgendwelche Schutzschilde haben, während ich sie hier dutzendweise ohne große Probleme über den Haufen schieße?
Warum muss ich sie überhaupt erschießen? In den Filmen heißt es doch immer, so lang sie einen nicht als Bedrohung ansehen, lassen sie einen in Ruhe?
Wieso schafft eine Crew mit was weiß ich wieviel Mann Besatzung es nicht, die Borg in Schach zu halten, ich als Einzelperson, noch dazu nur popeliger Fähnrich kann aber das gesamte Schiff retten?
Hier merkt man sehr schnell ein kleines Problem des Spiels: das Superheldenphänomen. Aber dazu später mehr.
Hat man sich dann durch die Gegner gekämpft und auch sonst alles auf dem Schiff erledigt, geht es an die Steuerung des Raumfahrzeugs. Mit Q und E kann man das Gefährt beschleunigen und abbremsen, mit WASD steuert man rauf und runter, bzw nach links und rechts. Damit manövriert man sich durch das nahe gelegene All und rettet Besatzungsmitglieder anderer Schiffe.
Kurz darauf kommt es dann auch zum ersten Kampf im Weltraum, wieder gegen Borg. Sogar einen ganzen Kubus soll man zerlegen. Das ist eigentlich ähnlich komisch, wie der Kampf an Bord des Schiffes, aber naja. Zusätzlich zu den oben genannten Tasten für die Schiffssteuerung gibt es dann auch wieder Skills zum auslösen, wie Spezialfähigkeiten der Brückenoffiziere. Diese sehen unterschiedlich aus, der eine lädt z.B. die Schilde schneller wieder auf, der andere erhöht die Durchschlagskraft der eigenen Waffen für ein paar Sekunden. Mit der Leertaste feuert man alle verfügbaren Phaser auf den Gegner, mit STRG + Leertaste alle Torpedos.
Ich selbst hab es zwar nicht über das Anfängerschiff hinaus geschafft, aber wie ich von anderen hörte, bekommt man bei größeren Schiffen mit mehr Waffen, Offizieren bzw. deren Fähigkeiten und noch anderen Dingen, die man über eine normale Quickbar steuert, relativ schnell einen Knoten in den Armen.
Hat man das Tutorial beendet, fliegt man zu einer Sternenbasis bei der Erde. Diese ist sowas wie die Hauptstadt und schon sehr nett anzusehen. Man kann wirklich relativ viel auf dem Teil erkunden. Dort gibt es wie üblich auch Händler, eine Bank, Broker, Questgeber und was sonst so alles dazu gehört.
Ein kurzes Gespräch mit dem leitenden Admiral und das Schiff, auf dem ich vorher nur einfaches Besatzungsmitglied war, ist meinem Kommando unterstellt. Ein Fähnrich bekommt das Kommando über ein Schiff? Im Spiel heißt es, der Rang sei nicht so wichtig, wie die Taten und im Krieg gegen die Klingonen (die Geschichte in ST:O wurde nach Star Trek - Nemesis weiter gesponnen und es kam zu einem Krieg) bräuchte man jeden fähigen Mann. Nagut.
Jetzt kann man hier verschiedene Missionen annehmen oder einfach wieder auf sein Schiff beamen und losfliegen. Ich selbst hab dann erstmal die Quests, die ich finden konnte, angenommen. Das reicht dann über Patrouillenmissionen durch den Sektor, über das Auffinden eines verschwundenen Schiffes, bis hin zur Eskorte eines vulkanischen Botschafters.
Was jetzt relativ abwechslungsreich klingt, wird dann doch schnell eintönig. Denn meist läuft es darauf hinaus, in ein System zu fliegen und dort alle Gegner zu beseitigen. Dies ist auch wieder sehr Star Trek untypisch, aber wahrscheinlich ein Entgegenkommen an das normale MMO-Spielprinzip. Trotzdem wäre hier sehr viel mehr drin gewesen.
Einzig die Mission mit dem Botschafter hatte etwas Star Trek Serienflair verbreitet. Hatte man das Zielsystem erreicht, wurde man sofort von Klingonen angesprochen und gewarnt, der Botschafter sei nicht das, was er vorgibt zu sein. Misstrauisch wie man einem Kriegsgegner nunmal gegenüber steht, glauben wir ihm natürlich kein wort, stattdessen kommt es sogar zum Gefecht, sowohl im All, als auch später auf dem Planeten. Hat man den Botschafter schließlich heil und sicher abgeliefert, bekommt man plötzlich eine Meldung seines eigenen Schiffes: der Klingone hatte Recht und der Vulkanier verwandelt sich vor den Augen des Spieler in ein Alien (dabei schien es sich um Spezies 8472 zu handeln, eine Rasse aus der Serie Voyager). Nach einem kurzen Kampf und der Flucht des Feindes, stellt man ihn dann im Weltraum. Allerdings ist dies technisch überlegene Schiff viel zu stark für einen (wir haben mit 4 oder 5 Leuten nichtmal die Schilde wirklich angekratzt), deswegen lautet der Befehl auch "nur" überleben, bis Verstärkung eintrifft. Zusammen mit der (NPC-)Verstärkung bläst man den bösen Typen dann vom Himmel.
Zwar gibt es auch hier sehr viel Kampf, aber es ist nicht nur reines "Flieg da hin und mach alles nieder" wie bei anderen Missionen.
Ein weiterer Kritikpunkt ist auch die Eintönigkeit in den Missionen außerhalb der Story. Die Gegner sind meist Klingonen, Piraten, Piraten, Piraten, Klingonen, Klingonen, mal was anderes, Klingonen...
Auch die Steuerung, die ich anfangs sehr gut fand (nicht so passiv wie in EVE), wird schnell langweilig. Letztlich läuft es fast immer nur darauf hinaus, im Kreis um den Gegner zu fliegen und im richtigen Moment die Waffen abfeuern, oder seine Fähigkeiten einzusetzen. Nach einigen Kämpfen im All wirkt das nicht mehr spannend, sondern eher ermüdend. Richtige Erkundungs-, oder Diplomatemissionen, die man aus Star Trek auch kennt, habe ich keine gefunden; höchstens welche, die als solche getarnt waren. So z.B. die Patrouillenmission, wo man 4 Systeme abklappern und nach der Lage schauen muss. Die Lage ist aber meist die, dass dort eine nicht unerhebliche Anzahl von Feinden rumhängt, die es dann abzuschießen gilt.
Im Großen und Ganzen sind viele Dinge - wie oben erwähnt - mit Sicherheit so gemacht worden, um es in ein MMO zu verwandeln. Aber irgendwie stört es doch das Flair auf Dauer.
Im offiziellen Forum sagte jemand so schön: Würde man die Star Trek Namen, Rassen usw austauschen gegen andere, so wäre das eigentlich wie eine Art x-bliebiges Arcade-Spiel.
Dazu kommen dann noch andere Sachen, die einen Fan der Serie - wie mich - stören (könnten).
Das oben schon erwähnte Superheldenphänomen: Wer sich mal ein wenig mit Star Trek befasst hat, der weiß, dass
wenn es überhaupt zum Kampf kommt, dieser meist nur gegen ein oder zwei Gegner ausgetragen wird. Bei ST:O kämpft man aber nicht selten gegen 4, 5 oder noch mehr Schiffe gleichzeitig und auch bei Bodenmissionen trifft man immer wieder auf ganze Armeen von Feinden.
Dies allein wäre noch nicht mal so das Problem, aber dazu kommt dann noch die "Unsterblichkeit". Natürlich kann man sterben, aber irgendwie passiert einem dabei nichts. Beispiel: Ich bin im All und kämpfe gegen ca 10 Gegner. Nachdem ich 8 von denen erledigt habe, hält mein Schiff dem Dauerfeuer doch nicht mehr Stand und es explodiert. Dann landet man danach direkt wieder in der selben Mission, ohne auch nur einen Nachteil (kein Exp-Abzug, keine Debuffs, wie Rezz-Sickness, kein Verlust von Ausrüstung usw). Das "Beste" an der Sache ist aber: der Stand der Mission wird auch noch gespeichert. Also nach meinem Release stehe ich wie vor meinem Ableben nur noch den 2 Gegnern gegenüber. So lange ich also immer mindestens einen Gegner mitnehme, bevor ich das zeitliche segne, ist es nur eine Frage der Zeit, bis man eine Mission geschafft hat.
Bei Bodenmissionen stellt sich ein ähnliches Phänomen ein, dazu kommt noch, wenn man nicht in einer Gruppe mit anderen Spielern ist, wird das Außenteam mit NPCs aufgefüllt. Diese mögen sich teilweise etwas dämlich verhalten, kämpfen aber immer ordentlich mit und heilen, das jeder Kleri in DAoC blass vor Neid werden würde.
Dadurch stellt sich einem irgendwann die Frage: Wozu muss ich hier mit anderen Leuten spielen? Klar, weil es mehr Spaß macht, aber wirklich nötig scheint es bisher nicht zu sein. Es passiert allerdings oft genug, denn wenn man in eine Mission fliegt und dort schon jemand ist, wird automatisch eine Gruppe mit dieser Person gebildet. Dies hat zur Folge, dass einige sich mehr darum kümmern, was aus besiegten Gegner dropt und dieses schnell einsammeln, als zu kämpfen. In einer Beta wurde das eigentlich auch sehr locker aufgenommen, aber ob es nach dem Release auch noch auf Verständnis der Mitspieler stößt, wenn man ständig diese Ninjalooter dabei hat, wage ich zu bezweifeln.
Weiter passten auch viele optische Dinge nicht. Die Türen auf den Schiffen sind so groß wie Scheunentore. Die Ausrüstung läßt die Figuren irgendwann eher aussehen, wie Captain America Actionfiguren als wie Star Trek Charaktere. Beame ich auf eine Station - selbst die eingangs erwähnte Hauptstation bei der Erde, auf der gar keine Feinde sind - renne ich immer erstmal mit gezogener Waffe herum. Diese kann ich zwar wieder wegstecken, komisch wirkt es aber trotzdem, zumal die wenigsten Spieler diese Funktion nutzen und dann 90% der Leute mit gezogenen Gewehren durch die Station laufen.
Kurz zu den Klingonen: Irgendwann hatte ich rausgefunden, dass man bei der Föderation ein Mindestlevel erreichen muss, um einen spielen zu dürfen. Warum, weiß ich nicht. Als ich das erreicht hatte, habe ich natürlich auch dort einen Blick gewagt, aber da wirkt es irgendwie noch unfertiger als bei der Gegenseite. Storymissionen scheint es dort so gut wie gar nicht zu geben, hauptsächlich irgendwelche PvP Einsätze. Angeblich hat der Entwickler auch schon eingestanden, dass der Klingonencontent erst nach Release nach gereicht wird. Wie gut sowas bei Spielern ankommt, ist ja bekannt. Außerdem fürchte ich, wird das die sowieso wohl beliebtere Föderation noch weiter bevorzugen, was dann zu einem ziemlichen Ungleichgewicht der Fraktionen und insbesondere nachher beim PvP führen könnte.
Letzteres habe ich nicht mehr getestet, aber wie ich hörte, soll das - wieder einmal - alles nur instanziert stattfinden. Wartezeiten von mehreren Stunden bis man so eine Instanz betreten konnte, schienen während der Beta normal zu sein. Da es wie bei EVE nur einen internationalen Server geben soll, kann man nicht mal irgendwelche Cluster bilden, um Ungleichgewichte auszugleichen. Da bleibt mit Sicherheit abzuwarten, wie das auf Dauer wird.
So, ich glaube, damit lasse ich es erstmal gut sein; es ist eh schon viel länger geworden, als ich dachte. Zusammenfassend läßt sich sagen: Für richtige Trekkies, die nur mit anderen Fans ein wenig zusammen spielen wollen, mag ST:O toll sein. Auch ich hatte - wenn es hier bisher auch anders klingen mag - durchaus Spaß beim testen. Wenn man Orte (wie z.B. Deep Space Nine) aus Serien kennt und diese dann hier bestaunen darf, ist das schon cool.
Für die meisten anderen wird das Spiel denke ich auf Dauer zu eintönig. Wer gerne mit irgendeiner Form von Vehikel und einem Avatar rumläuft, sollte sich vllt eher PotBS ansehen - das hat mich damals mehr gefesselt, als ST:O.
Wer ein gutes Onlinespiel im Weltall sucht, könnte sich evtl besser mal EVE ansehen, oder - wenn ihm der Stil von EVE nicht liegt und er es nicht eilig hat - auf Jumpgate Evolution warten. Was dort angekündigt wird, klingt größtenteils sehr versprechend.
Scotty, beam me up!